Entwicklungsförderung bei Verhaltensauffälligkeiten wie ADHS und Legasthenie

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In der Therapie des Kindes geht es allerdings nicht nur um die Probleme und Defizite, sondern ich lege viel Wert darauf, dass es, z.B. während eines Spieles, positive Erlebnisse bezüglich seiner Kenntnisse und Fertigkeiten hat, die sein Selbstbewusstsein und seine Selbstwirksamkeit stärken, mit Problemen besser umgehen zu können.
Dies gilt vor allem auch für die Diagnostik und Therapie von Leistungsschwierigkeiten.
Diagnostik
Vor Beginn einer eventuellen Lerntherapie werden die Kinder mit standardisierten Testverfahren untersucht.Im Bereich der Intelligenz wird der HAWIK–IV eingesetzt, ein Verfahren das, neben dem Gesamt–IQ auch noch eine Unterteilung in einen Verbal- und Handlungsteil erlaubt. Das heißt, es werden auch das Sprachverständnis, das wahrnehmungsgebundene Denken, das Arbeitsgedächtnis und die Verarbeitungsgeschwindigkeit mit erhoben.
Im Bereich der Legastheniediagnostik wird der lauttreue Bildertest 1+2 sowie der Salzburger Lese–Rechtschreibtest II eingesetzt. Dabei gibt die Fehlertypologie Aufschluss auf die zu trainierenden Defizite.
Bei Verdacht auf ADHS und anderen Auffälligkeiten im Erleben und Verhalten der Kindheit empfiehlt sich der DYSIPS–KJ, ein Fragebogendiagnostikum für Kinder, Jugendliche, deren Eltern und eventuell auch Lehrer. Es beinhaltet die Bereiche Angststörung, Depression, Störung des Sozialverhaltens, autistische Störung, Aufmerksamkeitsstörung und hyperkinetisches Syndrom. Im Bereich der Aufmerksamkeit wird in der Praxis noch der d2 – Belastungstest eingesetzt.
Die Erkenntnisse aus der Diagnostik sind essentiell für den Aufbau des nachfolgenden Trainings.
Therapie
Der Praxisschwerpunkt liegt auf Kindern mit Störungen der Aufmerksamkeit mit und ohne Hyperaktivität, mit Störungen des Sozialverhaltens, Problemen in der Rechtschreibung und Lesekompetenz sowie Ängsten.Das Training in den Bereichen ADHS und Legasthenie basiert auf neuropsychologischen Erkenntnissen, d.h. auf dem Zusammenhang zwischen hirnphysiologischen Auffälligkeiten und den beobachteten Defiziten beim Kind und folgt den Empfehlungen der Lerntheorie.
Kinder mit Symptomen eines ADHS durchlaufen mit ihren Eltern in der Praxis das Marburger Konzentrationstraining. Dieses Konzept beruht auf 8 Terminen mit dem Kind und drei Elternschulungen sowie Hausaufgaben. In der Therapie lernt das Kind, seine Aufmerksamkeit besser zu fokussieren und auch zu teilen sowie kognitiv flexibler auf unterschiedliche Anforderungen zu reagieren. Das Problemlöseverhalten soll von einem impulsiven hin zu einem reflexiven Stil entwickelt werden. In einem Selbstinstruktionstraining lernt das Kind impulsives Verhalten abzubauen. Dabei werden auch Belohnungssysteme eingesetzt. Das Programm enthält neben Bewegungs- und Wahrnehmungsspielen auch Elemente eines Entspannungstrainings. Bei den Elternterminen werden diese im Umgang mit ihrem Kind und in ihrer Erziehungskompetenz gestärkt, gemeinsam werden Verhaltensmaßregeln für den Umgang mit schwierigen (familiären) Situationen entwickelt.
Im Bereich der Legasthenietherapie wird die lautgetreue Lese-Rechtschreibförderung eingesetzt, ein Programm, das sich am natürlichen, neuropsychologischen Prozess des Schriftsprachenerwerbes orientiert. Es geht davon aus, dass das Rechtschreibzentrum des Gehirns bildliche und lautliche Merkmale der (Schrift)sprache fehlerhaft verarbeitet. Daher setzt das Training auch bei der Förderung der phonologischen Bewusstheit an. Phoneme als kleinste sprachliche Einheit sollen mit Bewegung verbunden werden, um eine ganzheitliche Erfassung der Laute beim Kind zu gewährleisten. Erst danach folgt die Zuordnung zu den Graphemen, den Buchstaben. Laute sollen über eine bewusst gesteuerte Artikulation und die Wortstruktur durch ein Training des rhythmischen Syllabierens erfasst werden. Kinder, die unter einer verzögerten Schriftsprachentwicklung leiden, werden durch zu früh angebotene Rechtschreibregeln oftmals verwirrt. Deshalb ist der lauttreuen Verschriftung auch ausreichend Zeit zu widmen. Später soll das Signalempfinden für Abweichungen von der Lauttreue sukzessive gestärkt werden. Das Regelwissen wird in Lernplakaten festgehalten.
Bei anderen Störungen des Erlebens und Verhaltens im Kindes- und Jugendalter arbeitet die Praxis hauptsächlich mit Verhaltensformung durch positive Verstärkung und kognitive Umstrukturierung. An erster Stelle steht die Förderung der Einsicht in die Notwendigkeit einer Veränderung beim Kind, um durch eine Bejahung und Mitgestaltung der Maßnahme eine Mitarbeit zu bewirken. Auf die Elternarbeit wird sehr großen Wert gelegt.