Psychologische Schmerztherapie
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Bei chronischen Schmerzen dient der Schmerz nicht mehr ausschließlich als Warnsignal. Die Schmerzen werden aufrechterhalten unter anderem durch erlernte Muskelverspannungen, durch das "Schmerzgedächtnis" sowie durch negative Gefühlszustände und Kognitionen. Damit ist eine "Verselbstständigung" des Schmerzes von der ursprünglich zu Grunde liegenden Störung eingetreten. Der Schmerz löst zunächst nur ein körperliches Unwohlsein aus. Bei längeren Schmerzen verursachen die Gedanken und Überzeugungen der Patienten mit die erlebte psychische Belastung. Gedanken wie "Nicht schon wieder dieser Schmerz", "Keiner kann mir helfen", oder "Ich halte das nicht mehr aus" sind dysfunktional und bringen den Patienten in eine passive Opferrolle. Durch eine Neubewertung der Situation werden die Patienten in die Lage versetzt, in Selbstinstruktionen die Kontrolle über das Schmerzgeschehen wiederzuerlangen.
Schmerzpatienten fokussieren darüber hinaus ihre Aufmerksamkeit naturgemäß auf das Schmerzgeschehen. In kognitiven Übungen lernen die Patienten ihre Aufmerksamkeit auf schöne und angenehme Dinge, oder in der "Schmerzbrücke" auf einen gesunden Körperteil zu lenken.
Daneben entsteht durch Schmerz oftmals ein sozialer Rückzug. Die positiven und funktionierenden Lebensbereiche werden nicht mehr wahrgenommen und der Schmerzpatient setzt die Stärken seiner Persönlichkeit nicht für eine Krankheitsbewältigung und eine verbesserte Lebensqualität ein. Diese Ressourcen gilt es in der Schmerztherapie zu aktivieren, weil sie in hohem Maße zu einem langfristigen Therapieerfolg beitragen. Zusammen mit den Patienten sollen hilfreiche Beziehungen, gesunde Lebensziele, motivationale Stärken, Ausdrucksmöglichkeiten starker Emotionen sowie funktionale Gedanken im Gegensatz zu destruktiven Kognitionen wieder ins Gedächtnis gerufen und aktiviert werden. In einem Tagesprotokoll sollen die Patienten nicht nur die Schmerzstärke bemessen, sondern auch situative Komponenten beschreiben. Was hat den Schmerz verstärkt, wodurch wurde er gelindert? Wie verändert sich das Schmerzerleben bei Freude im Gegensatz zu Wut, Traurigkeit, Angst etc. Im Verlauf werden die Patienten angehalten, pro Tag mindestens eine für sie positive Aktivität durchzuführen.
Schmerz bedeutet für den Körper Stress. Damit einher gehen die typischen vegetativen Veränderungen wie Schweißausbrüche, Herzrasen und Verspannungen, die wiederum Schmerz erzeugen können. Durch Entspannung durch autogenes Training oder progressive Muskelrelaxation wird dem Schmerz seine physiologische Grundlage entzogen. In diesem entspannten Zustand werden die Patienten zu inneren Selbstgesprächen mit positiven formelhaften Vorsatzbildungen angeleitet.
Dieses Konzept dient dazu den Schmerzpatienten in seiner Selbstwirksamkeit zu stärken, so dass dieser wieder zu mehr Selbstverantwortung gelangt und so zu einer höheren Lebensqualität befähigt wird.